Der Elektro-Automobil-Gigant Tesla, dessen Ikone Elon Mask südöstlich von Berlin die Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg in einem Trinkwasserschutzgebiet errichten lies, wird dafür von der lokalen Bevölkerung und Umweltschutzorganisationen stark kritisiert. Elon Mask verschließt vor dieser Kritik nicht nur die Augen, sondern belächelt die Bedenken der Bevölkerung zum Thema Grund- und Trinkwasser in der Region.
Tesla Gigafactory Berlin Brandenburg im Fokus des Umweltschutzes
Warum gerade muss Elon Musk seine Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg in einem Trinkwasserschutzgebiet errichten? Etwa weil es gut zu der Marke passt, das Werk in Mitten eines Schutzgebietes zu bauen?
In diesem ZDF-Beitrag über Tesla und Elon Mask in Brandenburg wird deutlich sichtbar, wie scheinbar die Interessen und Befürchtungen der einheimischen Bevölkerung subtil unter den Teppich gekehrt werden und das nicht nur von Elon Mask, sondern auch Seitens der deutschen Bundesregierung.
Waldrodung in Brandenburg für die Tesla Gigafactory
Im Februar 2020 hat die Waldrodung am künftigen Grundstück und bereits „ausgewiesenen Industriegebietes“ (in einem Trinkwasserschutzgebiet) für die Tesla Gigafactory begonnen. Eine endgültige Baugenehmigung gab es zu diesem Zeitpunkt nicht, nur eine „Vorab-Genehmigung“ um Bäume zu fällen. Innerhalb weniger Wochen wurden zunächst 92 Hektar Wald gerodet.
Aus dem Grundwasser unterhalb der Tesla Gigafactory wird das Trinkwasser für die umliegende Bevölkerung (ca. 170.000 Menschen) gewonnen. Der Verbandsvorsteher des Wasservand Strausberg-Erkner, André Bähler, macht sich in Bezug auf die Tesla Gigafactory große Sorgen um die Trinkwasserversorgung in seinem Verantwortungsbereich. Aber nicht nur André Bähler macht sich Sorgen, viele andere Menschen aus der Region sind ebenfalls beunruhigt.
Wasserverbrauch der Tesla Gigafactory
Für den Bau der neuen Tesla-Modelle wird die Tesla Gigafactory viel Wasser brauchen, mindestens 1,4 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr. Das ist in etwa die Wassermenge, die eine Stadt mit 40.000 Einwohnern pro Jahr benötigt. Bis Ende des Jahres 2022 werden laut André Bähler von Tesla mehr als 10 Prozent des verfügbaren (geförderten) Wassers verwendet. Danach kann der prozentuelle Anteil durchaus noch höher ausfallen. Wenn seine Prognosen stimmen, dann kann es durchaus sein, dass im Jahr 2023 nicht mehr genug Wasser für alle „Beteiligten“ zur Verfügung steht. Eine realistische Konsequenz daraus besteht darin, dass es zu Einschränkungen bei den privaten Verbrauchern kommen wird.
Hinzu kommt der Umstand, dass Tesla einen weiteren Ausbau der Gigafactory in Aussicht gestellt hat, was wiederum bedeutet, dass der industrielle Wasserverbrauch ansteigt, bis zu 3,6 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr, in etwa 30 Prozent des Wasservolumens der Region.
Stellungnahme von Elon Mask zur Besorgnis um das Grund- und Trinkwasser
Tesla-Chef Elon Mask spielt die Besorgnis der heimischen Bevölkerung mit klaren Worten herunter: „Ich glaube, wir müssen ein paar Sachen klarstellen. Tesla wird nicht jedsen Tag so viel Wasser brauchen.“
Die deutsche Bundesregierung sieht sich teilweise in einer Zwickmühle, versucht die besorgte Bevölkerung zu beruhigen und versichert, dass Tesla kompromissbereit ist und ein Teil der Lösung sein will und nicht das Problem. Jedenfalls nimmt es den Anschein, dass es sich hier im leere Worte handeln könne.
Aus einem internen Sitzungsprotokoll des deutschen Umweltministerium geht hervor, dass bereits im Jahr 2021 Brandenburg an seine Wasser-Kapazitätsgrenzen stößt. Durch die Ansiedelung von Industrie und Gewerbe östlich von Berlin verschärft sich die Situation zusätzlich. Umweltminister Brandenburg, Axel Vogel (Bündnis90 / Die Grünen), formuliert die Situation folgendermaßen: „Wenn es darüber hinaus gehen sollte, dann muss man eben gucken …„. Im Zuge dieser Worte war Hr. Vogel durchaus bewusst, dass Brandenburg in Folge der Dürreperioden der vergangenen Jahre sowieso schon ein stetig steigendes Wasserproblem zu verzeichnen hat.
Anfang September 2020 kam Elon Mask zu Besuch, um die Baustelle der Tesla Gigafactory persönlich zu begutachten. Im Rahmen seines Besuches wurde Elon Mask von einer Journalistin gefragt, ob er von den Wasserproblemen in Brandenburg gehört habe.
Interview und Stellungnahme von Elon Mask:
Elon Mask: „Ja, ich habe versucht die Herausforderung mit dem Wasser zu verstehen und es ist ehrlich gesagt ziemlich komplex. Es gibt diese Braunkohlegrube die Wasser gepumpt hat. Wasser wurde aus dieser Grube gepumpt und diese hat Wasser geliefert. Aber jetzt ist die Grube still gelegt. Macht das einen Sinn? Sind Sie damit vertraut?“
Journalistin: „Es geht nicht um den Tagebau – es gibt nicht genug Wasser!“
Elon Mask: „Ja, die Grube hat Wasser geliefert. Die Grube lieferte Wasser mit Pumpen, oder so etwas in dieser Art. Aber ich denke, dass wir grundsätzlich nicht in einer sehr trockenen Region sind.“
Journalistin: „In den letzten drei Jahren haben wir unter der Dürre gelitten.“
Elon Mask: „Ja, aber ich meine… diese Bäume würden ja nicht wachsen, wenn es hier kein Wasser gäbe. Ich mein, wir sind ja hier nicht in der Wüste.“
Mit diesen Worten und einem Lachen beendet Elon Mask das Gespräch und hinterlässt bei der besorgten Bevölkerung ein Gefühl, vor vollendeten Tatsachen zu stehen.
Geheimnisse auf der Baustelle der Tesla Gigafactory
Die Informationen über den Baufortschritt und sonstige Details bleiben für Außenstehende, wie die Presse und sonstige interessierte Personen, eher Mangelware. Es gibt nur wenige Möglichkeiten auf der Baustelle zu drehen und zu fotografieren. Fragen an den Baustellenleiter sind nicht erlaubt.
Genehmigungsverfahren für den Bau der Tesla Gigafactory
Die deutsche Landesregierung hat Tesla stets Tempo bei den behördlichen Genehmigungsverfahren zugesichert. Ganz so einfach scheint dies dann doch nicht gewesen zu sein. Das Landesamt für Umwelt (LFU) ist dafür zuständig und stellte Tesla immer wieder „Vorab-Genehmigungen“ aus, um den Baufortschritt voranzutreiben. Dies passierte laut internen Sitzungsprotokollen zu Lasten der Qualitätskontrolle und mit zunehmenden Druck auf die Mitarbeiter der Behörde. Dieses Amt untersteht dem Umweltminister Axel Vogel, der behauptet, sich und seine Mitarbeiter von außen nicht unter Druck setzen zu lassen. Speziell großen Druck übte Wirtschaftsminister Jörg Steinbach aus, der das Projekt um jeden Preis erfolgreich zum Abschluss bringen will, so der Eindruck. Er selbst wies die Anschuldigung, er habe Druck ausgeübt, von sich.
Probleme mit dem Untergrund in jenem Trinkwasserschutzgebiet
Der sandige Untergrund machte dem Baufortschritt einen Strich durch die Tempo-Rechnung. Um das Projekt weiter zu bauen, mussten Pfähle in den Boden gerammt werden, welche die Statik des Gebäudes sicherstellen sollen. Laut Bauplan reichen die Pfähle bis hinunter in das Grundwasser – ein Umstand der eigentlich in diesem Trinkwasserschutzgebiet verboten ist. Dies kann das sensible Grundwasser der Region nachhaltig beeinträchtigen, so die Befürchtung. Nicht umsonst gibt es jene Schutzzonenverordnung.
Ein von Tesla in Auftrag gegebenes Gutachten sollte die Besorgnis vor Wasserproblemen entkräftigen. Dies zeigte jedoch bei den Betroffenen weiter wenig Zustimmung. Tesla hat ohne behördliche Genehmigung Testrammungen der Pfähle durchgeführt. Wirtschaftsminister Steinbach kommentierte dies mit den Worten: „Das war einfach doof. Tesla hat seine Lektion gelernt und wird eine Strafe dafür bezahlen.“
Letztenendes konnte sich Tesla aber dennoch durchsetzen und hat eine Befreiung von der Trinkwasserschutzverordnung erhalten um 560 Pfähle in den Boden zu rammen. Das zuständige Amt bestätigte, dass alle Pfähle in das Grundwasser reichen.
Anhaltende Trockenheit in Brandenburg: das Wasser wird knapp
Ende Juni 2022 beklagen Medien, wie tagesschau.de die anhaltende Trockenheit in Brandenburg und vielen weiteren Teilen von Deutschland. Unter anderem wird hier auch die Tesla Gigafactory erwähnt, die aber nicht das einzige Problem in der Region darstellen solle. In Brandenburg wurden im Jahr 2019 pro Person 120,1 Liter Wasser am Tag genutzt. Im Jahr 2016 hatte der Verbrauch in Brandenburg noch bei 111,4 Litern gelegen.
Es scheint so, als ob hier die Schuldfrage in erster Linie bei der Bevölkerung zu suchen sei und nicht bei der Industrie, sowie explizit bei Tesla in der Region um Brandenburg. Andere Stimmen vermuten, dass der steigende Wasserverbrauch durch Tesla & Co nun von der einheimischen Bevölkerung kompensiert werden müsse.
Leitungswasser, statt kohlensäure-haltiges Mineralwasser trinken
Auch Coca Cola steht im Fokus der Kritik rund um das deutsche Grund- und Leitungswasser. Der Kampf ums Wasser ist in Deutschland bereits in vielen Region entfacht, so auch wenn es um die Herstellung von Mineralwasser geht. Mineralwasser habe zwar durchaus seine Daseinsberechtigung, aber nur in wenigen Ausnahmefällen, für die Säuglingsnahrung beispielsweise. Nicht aber als Massenware: Die CO2-Belastung, die durch die Produktion und Abfüllung von Mineralwasser entsteht, ist etwa 580-mal so groß wie die von Leitungswasser bei gleicher Qualität hier. Das heißt, jeder und jede, die einen Beitrag leisten möchte zur CO2-Minimierung, sollte auch als erste Maßnahme, die auch noch sehr viel Geld spart, Mineralwasser meiden und Leitungswasser trinken. Bei Coca Cola reagiert man mit kommunaler Projektförderung und umfassender Abwasseraufbereitung an den Produktionsstandorten.