Der Seewinkel 2023: die Reste vom Zicksee und der Neusiedler See trocknet aus
Ein Lokalaugenschein im April 2023 hat das bestätigt, was seit Monaten (und eigentlich Jahren) prognostiziert und berichtet wird. Der Seewinkel trocknet schön langsam aus. Die zeigt sich unter anderem am ausgetrockneten Zicksee, der ausgetrockneten Langen Lacke und dem Neusiedler See, der immer weniger Wassser trägt. Warum das so ist und was man diese Situation künftig in den Griff bekommen will, das sehen wir uns nun an.
Vorweg sei noch unbedingt zu sagen, dass es bei der drohenden Wasserknappheit im Seewinkel nicht um ein einziges Thema geht, sondern eine Vielzahl an Gründen dafür mitverantwortlich sein können. Neben dem Eingriff des Menschen gibt es auch natürliche Aspekte dafür und es gibt sogar auch vorteilhafte Aspekte dafür, dass der Neusiedler See hin und wieder einmal austrocknet.
Unsichere Zeiten für Tourismus und Landwirtschaft
Im Frühjahr sollte grundsätzlich der Neusiedler See im Jahresschnitt den höchsten Wasserstand haben. Allerdings ist der Wasserstand vom Neusiedler See im April 2023 weniger, als in den Sommermonaten der vergangenen Jahre. Dies ist schon ein deutliches Warnsignal, über welches sich nicht nur Umweltschützer den Kopf zerbrechen, sondern speziell auch der lokale Tourismus. In Podersdorf stellt man sich die Frage, wer im Sommer noch an einen ausgetrockneten See fahren will, um sich hier zu erholen. Auch die Landwirtschaft wird mittelfristig immer mehr darunter leiden, wenn das Grundwasser im Seewinkel zunehmend schwindet. Dies ist natürlich untrennbar mit dem Zustand der Seen im Seewinkel verbunden. Aber speziell die Landwirtschaft trägt maßgeblich dazu bei, dass dem Neusiedler See seine Reserven für Dürreperioden fehlen. Reserven, die ohne menschlichem Zutun in der Vergangenheit nicht verwehrt geblieben sind.
Donauwasser um den Neusiedler See zu füllen ist keine Option
Überlegungen aus der Wirtschaft und Politik, den Neusiedler See mit abgeleiteten Donauwasser wieder anzufüllen, wurden zurecht von Spezialisten und Umweltschützern heftig kritisiert. Dies würde nur für eine dramatische Verschlechterung des gesamten Ökosystems bedeuten. Der Neusiedler See ist ein endorheischer und salzhaltiger Steppensee dessen spezieller Salzgehalt essentiell für die Flora und Fauna der Region ist.
Beim Zicksee sind die Auswirkungen der Grundwasser-Knappheit im Seewinkel schon seit vielen Jahren zu sehen gewesen. Doch letztendlich ist im Sommer 2022 der Zicksee komplett ausgetrocknet und konnte sich über den Winter 2022 / 2023 nicht wieder auch nur ansatzweise anfüllen. Dieses Phänomen bestätigt sich beim Neusiedler See ebenso, der sich in diesem trockenen Winter nicht „erholen“ konnte.
Über den Zicksee - die Wüste im Seewinkel
Der Zicksee ist im Jahr 2022 komplett ausgetrocknet. Das Wasser des Zicksees war sehr natronhaltig, und es wurden ihm daher Heilkräfte für Haut- und Rheuma-Krankheiten zugesprochen. Dies machte die Gegend zu einem beliebten Kur- und Erholungsort. Das angenehme warme pannonische Klima wurde von zahlreichen Badegästen über viele Jahre hinweg genossen und in Anspruch genommen. Die umliegende, flache Gegend um den Zicksee besteht aus landwirtschaftlich (Weinbau) genutzen Flächen aus Schotter, Kies und für den Seewinkel typische Erde. Der ehemalige Seeboden enthält nach wie vor viel Schwefel und ist salzhaltig (Glaubersalz). Die Wasserqualität des Zicksees wurde als Mineralwasser eingestuft, wobei Grundwasser als Quelle des Mineralwassers gilt.
Touristische Erschließung des Zicksees
Mit zunehmender touristischer Nutzung trübte sich der ohnehin seichte Zicksee während der Badesaison im Sommer durch das ständige Aufwirbeln des Schlammbodens der Badegäste ständig ein. Das Wasser enthielt zwar keine Schadstoffe, dennoch wurde die Trinkwasserqualität nur mehr außerhalb der Badesaison erreicht. Während die EU dem Zicksee bis in das Jahr 2013 nur eine schlechte bis mäßige Badewasserqualität ausstellten, wies der Zicksee seit 2015 durchgehend eine exzellente Wasserqualität auf. Diese Einstufungen hatten aber nichts mit dem Wasser ansich zu tun.
Fehler im Umgang mit dem Zicksee und beim Wasserrecht
Durch Änderungen im Wasserrecht im Jahr 2010 wurde die zulässige Menge von Grundwasser, die in den See gepumpt werden darf, von 2,1 Millionen Kubikmeter auf lediglich 300.000 Kubikmeter pro Jahr verringert. Da im Jahr 2011 die erlaubte Menge überschritten worden ist, weil der zuständige Pumpwart die Pumpe nicht rechtzeitig abgeschaltet hatte, wurde im Jahr darauf nur die Restmenge von 38.000 Kubikmeter in den See gepumpt. Dadurch ist der Wasserstand um einen ganzen Meter im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Damals schon wurde eine vollständige Austrocknung über den Sommer 2012 befürchtet, was aber dann doch nicht eintrat. Im Jahr 2013 hat sich der Wasserstand im Sommer wieder etwas normalisiert. Um den See zu schützen, sollte nun der durchlässige Grund des Sees abgedichtet werden.
Am 19. Juli 2022 wurde berichtet, dass mehrere Tonnen Fisch aus nur wenige Zentimeter tiefem Wasser des Zicksees abgefischt worden sind und ein fortschreitendes Austrocknen bevorsteht. Es gibt massive Vorwürfe, dass viel zu spät gehandelt wurde. Im Sommer 2022 ist der See komplett ausgetrocknet.
Fazit
Wie auch beim Neusiedler See, ist auch beim Zicksee ein unsachgemäßer Eingriff des Menschen unter anderem für die aktuelle Situation im Seewinkel mit verantwortlich. Nun, im April 2023, wird über ein Frühwarnsystem für den Wasserstand des Neusiedler See gesprochen. Eine Wasserstandkommission soll den Neusiedler See nun kontrollieren, jedoch betrachten Experten die Aussagen der Task Force Neusiedler See kritisch: „Eine Zuleitung zum See wird unumgänglich sein, damit wir ihn unterstützen können“, so Christian Sailer, Leiter der Task Force Neusiedler See, am 12. April 2023.