Vorwort
In diesem Beitrag geht es unter anderem darum, wie es der Mensch ganz ohne CO2 schafft, das ökologische Gleichgewicht des Neusiedler Sees zu beeinflussen. Dies sei vorweg am Rande erwähnt, um zu verdeutlichen, dass „menschengemachtes“ CO2 eigentlich nur die Spitze des Eisberges ist, unter vielen anderen menschlichen Eingriffen in die Natur. Die Gefahr der Austrocknung des Neusiedler Sees hat in der Tat nur bedingt mit der CO2-Belastung in unserer Atmosphäre zu tun. Der Neusiedler See hat in der Vergangenheit immer wieder seine Tiefstände gehabt und ist mehr oder weniger ausgetrocknet. Auch jetzt, in den Jahren 2022, 2023 scheint eine künftige Austrocknung nicht unwahrscheinlich, wenn sich die klimatischen Bedingungen nicht rasch wieder ändern sollten. Jedoch besteht noch eine andere menschengemachte Gefahr für das ökologische Gleichgewicht.
Der Neusiedler See – Europas größtes Fußbad
Diese Abbildung zeigt den Neusiedler See im Spätsommer 2021. Aufgenommen worden ist dieses Foto von Markus Steinacher am Strand von Podersdorf. Im Hintergrund sieht man die zahlreichen Windräder, die seit Jahren schon das Landschaftsbild des nördlichen Burgenlandes markant prägen. Hier zu sehen ist auch, dass die Menschen bis weit in den See hinein spazieren gehen können, ohne dass dabei der Oberkörper nass wird.
Niedriger Wasserstand bewegte Triathlon-Veranstalter zum Location-Wechsel
Beim Austria Triathlon in Podersdorf im Jahr 2021 wurde im Neusiedler See so geschwommen, dass man immer wieder einmal beim Kraulen mit den Fingerspitzen den Boden berührte, so niedrig war der Wasserstand. Dies hat sich bis 2022 aber weiterhin so verschlechtert, dass der Veranstalter das Schwimmen in den See der St. Martins Therme verlegt hatte. Wie man bereits im Frühjahr 2023 vermuten kann, wird sich an der neuen Location auch nichts ändern, da der Wasserstand auch wieder in der normalerweise niederschlagsreichen Zeit – im Winter – nicht zugenommen hat.
Grundsätzliches über den Neusiedler See
Der Neusiedler See ist nicht nur ein endorheischer Steppensee *, sondern auch ein Salzsee, der sich im Osten Österreichs und im Westen Ungarns erstreckt. Er ist ein einzigartiges Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung. Der Wasserstand des Neusiedler Sees ist starken Schwankungen unterworfen und wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst.
Der Wasserstand des Neusiedler Sees wird hauptsächlich durch Niederschläge und Verdunstung beeinflusst. Da der See relativ flach ist und eine durchschnittliche Tiefe von nur etwa 1 Meter hat, verdunstet das Wasser leicht, was zu einem natürlichen Wasserverlust führt. In trockenen Jahren oder in Perioden mit wenig Niederschlag kann der Wasserstand daher deutlich sinken. Andererseits können starke Niederschläge oder Schneeschmelze in den umliegenden Gebieten zu einem Anstieg des Wasserstands führen.
Es gibt jedoch auch menschliche Einflüsse auf den Wasserstand des Neusiedler Sees. Aufgrund der intensiven Landwirtschaft in der Region wird Wasser aus dem Einzugsgebiet des Sees für Bewässerungszwecke entnommen, insbesondere während der heißen Sommermonate. Dies kann den Wasserstand des Sees weiter reduzieren. Es gibt auch eine Reihe von Entwässerungskanälen und -gräben, die das Wasser aus dem See ablassen können, um Überschwemmungen zu verhindern oder landwirtschaftliche Flächen zu entwässern.
In den letzten Jahren gab es auch Diskussionen über den Einfluss des Klimawandels auf den Wasserstand des Neusiedler Sees. Einige Prognosen deuten darauf hin, dass der See in Zukunft aufgrund von veränderten Niederschlagsmustern und erhöhter Verdunstung weiteren Herausforderungen ausgesetzt sein könnte.
Um den Wasserstand des Neusiedler Sees zu überwachen und zu regulieren, gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die von den Behörden ergriffen werden. Dazu gehören die Steuerung der Wasserentnahme aus dem Einzugsgebiet, die Überwachung von Entwässerungskanälen und -gräben sowie der Schutz von Feuchtgebieten und Wassereinzugsgebieten, um die Wasserressourcen zu erhalten.
Insgesamt ist der Wasserstand des Neusiedler Sees ein dynamisches und sich veränderndes Phänomen, das von verschiedenen natürlichen und menschlichen Faktoren beeinflusst wird und sorgfältig überwacht und reguliert werden muss, um die langfristige Gesundheit dieses einzigartigen Feuchtgebiets zu erhalten.
* Erklärung von „endorheischer Steppensee“:
Ein endorheischer Steppensee ist ein See, der in einem abflusslosen Becken liegt und kein oberirdisches Abflusssystem hat. Das bedeutet, dass das Wasser, das in den See fließt oder darin abfließt, nicht zu einem Fluss oder einer anderen Wasserquelle außerhalb des Sees führt, sondern im See selbst verbleibt. Endorheische Seen sind oft in trockenen oder ariden Regionen zu finden, in denen es keine ausreichenden Wasserabflüsse gibt, um das Wasser aus dem See abzuleiten.
Ein Steppensee bezieht sich auf einen See, der sich in einer Steppe befindet. Eine Steppe ist eine grasbewachsene Landschaft mit wenig oder keiner Baumvegetation, die typischerweise in semiariden oder ariden Gebieten vorkommt. Steppenseen sind oft flach und können anfällig für Wasserschwankungen sein, da sie stark von Niederschlag und Verdunstung abhängen.
Der Neusiedler See ist ein Beispiel für einen endorheischen Steppensee, da er sich in einem abflusslosen Becken befindet und in einer Region mit gemäßigtem Kontinentalklima liegt, die für ihre Steppenvegetation bekannt ist. Der Wasserstand des Neusiedler Sees kann aufgrund von Niederschlags- und Verdunstungsmustern sowie menschlichen Einflüssen schwanken, wie zuvor beschrieben.
Trocknet der Neusiedler See nun wieder aus?
Als Steppensee ist der Neusiedler See es gewohnt, mit nassen und auch mit trockenen Zeiten umzugehen.
Auch wenn es zunächst widersprüchlich klingen mag: das Austrocknen ist für den Neusiedler See nicht nur normal, sondern er braucht sogar gewisse Trockenzeiten. Durchschnittlich trocknet der Neusiedler See ein bis zwei Mal in 100 Jahren aus. Obwohl der See grundsätzlich weniger Schlamm als andere Gewässer bildet, sammelt sich dieser im Lauf der Zeit auf dem Grund an. Erst wenn das Wasser verdunstet ist, kann sich dieser Schlamm an der Luft zersetzen und die Reste werden vom Wind einfach weggeblasen. Erst dann hat der Neusiedler See wieder genug Platz für neues frisches Wasser. Die nächsten Regenfälle füllen den See allmählich wieder auf, und der Kreislauf kann von vorne beginnen. Dies ist für das ökologische Gleichgewicht der gesamten Region von großer Bedeutung, auch wenn es unangenehm für den Tourismus ist und Sorgenfalten bereitet.
Der Neusiedler See ist in etwa bereits 13.000 Jahre alt. Dies ist ein beachtliches Alter für ein so flaches Gewässer, welches so sensibel von äußeren Faktoren abhängt. Zeigt dies doch die gewaltige Standfestigkeit in seinem natürlichem System. Einen wesentlichen Faktor spielt dabei Salz, über welches der Neusiedler See verfügt. Das trübe Seewasser entsteht unter anderem auch dadurch, dass Mineralien im Wasser schweben. So können sich Algen kaum vermehren, da ihnen das Sonnenlicht fehlt. Auf den Mineralien haften salzliebende Bakterien welche absterbende Algen rasch auflösen, damit diese nicht zu Boden sinken und dort Schlamm bilden können. Dies ist ein Grund warum der Neusiedler See nach so langer Zeit noch immer erhalten ist und bislang nie endgültig komplett ausgetrocknet ist, weil der See sich nicht selbst mit dem eigenen Schlamm ausgetrocknet hat.
In Hochwasser-Zeiten überschwemmte der Neusiedler See in kürzester Zeit angrenzende Gebiete, was für einen natürlichen Wasservorrat für folgende Trockenzeiten sorgte.
Probleme durch den menschlichen Eingriff
Im vorigen Jahrhundert wurde ein Kanal gebaut, um den Neusiedler See mit der Donau zu verbinden. Seither wird dem See bei Hochwasser für ihn wichtiges Wasser weggenommen und über diesen Kanal in die Donau geleitet. Dadurch gibt es die ehemaligen Überschwemmungsflächen nicht mehr, um diese unter anderem für die Landwirtschaft nutzen zu können. Es gab bis in die 60er-Jahre des 20. Jahrhunderts sogar Stimmen, die den Neusiedler See ganz bewusst trockenlegen wollten, um noch mehr Ackerflächen zu schaffen.
Das Ökosystem des Neusiedler Sees verliert sein kostbares Salz
Mit dem im Kanal abgeleitetem Wasser verlässt leider auch das natürliche Salz das Ökosystem. Zusätzlich fordern manche Stimmen aus Wirtschaft, Tourismus und Politik immer wieder, dass in Dürreperioden Donauwasser über diesen Kanal in den Neusiedler See geleitet werden soll, um den Wasserstand für den Tourismus wieder aufzupeppen. Das klare salzlose Donauwasser würde den Neusiedler See jedoch noch salzärmer machen und eine vermehrte Schlammbildung begünstigen, was wiederum den See vor seiner natürlichen Austrocknung nicht bewahren könnte.
Ein weiterer Eingriff in das Ökosystem des Neusiedler Sees könnte das Ende bedeuten
Es liegt aus biologischer Sicht auf der Hand, dass eine Umleitung von Donauwasser in den Neusiedler See das natürliche Gleichwicht zerstören – und der Austrocknung damit alle Türen öffnen – würde.
Um dies zu verhindern, sollten verloren gegangene Überschwemmungsgebiete wieder ihrem natürlichen Zweck dienlich sein. Dadurch könnte der Neusiedler See seinen Wasservorrat wieder viel besser selbst speichern und sein Wasserstand würde auf ganz natürliche Weise wieder ansteigen.
Über das Salz im Neusiedler See
Wie wir nun wissen spielt Salz eine entscheidende Rolle für das Wasser im Neusiedler See. Der See ist ein sogenannter Salzsee oder auch Halbsee, da er im Durchschnitt eine relativ geringe Wassertiefe von etwa einem Meter aufweist und sein Wasser einen erhöhten Salzgehalt hat.
Das Salz im Neusiedler See stammt aus verschiedenen Quellen. Eine Hauptquelle ist das Grundwasser, das in den See fließt und dabei mineralreiches Salzwasser aus den umliegenden Gebieten mitführt. Der See hat auch keine natürlichen Abflüsse, was bedeutet, dass das Wasser verdunstet und damit das Salz im See verbleibt. Durch diesen Verdunstungsprozess konzentriert sich das Salz im Wasser, was zu einem erhöhten Salzgehalt führt.
Der Salzgehalt des Neusiedler Sees variiert in einem sensiblen Gleichgewicht
Der Salzgehalt des Neusiedler Sees variiert je nach Jahreszeit und Niederschlagsmengen. In Trockenzeiten kann der Salzgehalt des Sees aufgrund von Verdunstung und geringem Zufluss von frischem Wasser ansteigen, während er in feuchteren Perioden aufgrund von höherem Zufluss von Süßwasser abnehmen kann.
Das Salz im Wasser des Neusiedler Sees hat wichtige ökologische Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem. Es beeinflusst die Wasserqualität, die Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere, sowie die Zusammensetzung der Vegetation entlang des Ufers. Es ist auch ein Faktor, der die Nutzung des Sees durch den Menschen beeinflusst, insbesondere in Bezug auf Fischerei, Landwirtschaft und Tourismus.
Wenn Donauwasser in den Neusiedler See geleitet werden würde, hätte dies mehrere Auswirkungen auf den See und seine Umgebung:
Übermäßige Verdünnung des Salzgehalts: Die Donau ist ein Fluss mit niedrigem Salzgehalt im Vergleich zum Neusiedler See. Wenn Donauwasser in den Neusiedler See geleitet würde, würde es den Salzgehalt des Sees verdünnen. Dies könnte zu einer Abnahme des Salzgehalts im See führen, was wiederum Auswirkungen auf die Wasserqualität und die ökologischen Bedingungen im See haben könnte. Ein niedrigerer Salzgehalt könnte beispielsweise Veränderungen in der Tier- und Pflanzenwelt des Sees verursachen, da viele Organismen an die salzigen Bedingungen angepasst sind.
Veränderung der Wasserstandshöhe: Die Donau ist ein größerer Fluss im Vergleich zum Neusiedler See, und ihr Wasserfluss ist normalerweise stärker als der des Sees. Wenn also Donauwasser in den See geleitet wird, könnte dies zu einer Erhöhung des Wasserstands im Neusiedler See führen. Dies könnte Auswirkungen auf die Vegetation, die Tierwelt und die Nutzung des Sees durch den Menschen haben, da es die Uferlinie, die Überschwemmungsgebiete und die Lebensräume von Pflanzen und Tieren verändern könnte.
Veränderung der Wasserqualität: Die Wasserqualität der Donau und des Neusiedler Sees ist unterschiedlich, da sie verschiedene Quellen haben und unterschiedlichen Umweltbedingungen ausgesetzt sind. Wenn also Donauwasser in den Neusiedler See geleitet wird, könnte dies zu Veränderungen in der Wasserqualität führen, z.B. in Bezug auf Nährstoffgehalte, pH-Wert und Sauerstoffgehalt. Dies könnte Auswirkungen auf die Wasserökologie, einschließlich der Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere im See, haben.
Menschliche Nutzung: Die Verbindung von Donauwasser mit dem Neusiedler See könnte auch Auswirkungen auf die menschliche Nutzung des Sees haben, z.B. in Bezug auf Fischerei, Landwirtschaft, Wasserversorgung und Tourismus. Eine Veränderung des Wasserstands, der Wasserqualität oder des Salzgehalts könnte die Nutzungsmöglichkeiten beeinflussen und Anpassungen von menschlichen Aktivitäten erfordern.
Salzgehalt im Neusiedler See künstlich steuern?
Es ist keine gute Idee, den Salzgehalt des Neusiedler Sees durch das künstliche hinzufügen von Salz zu steuern. Das wäre wiederum ein menschlicher Eingriff in das Ökosystem, was wiederum für ganz neue Probleme in diesem Zusammenhang sorgen könnte. Daher ist dringend davon abzuraten, solche Maßnahmenh zu ergreifen.
Grundsätzliches noch dazu:
Das Hinzufügen von Salz in den Neusiedler See, um das ökologische Gleichgewicht zu erhalten oder wiederherzustellen, ist eine komplexe Frage, die sorgfältig betrachtet werden muss. Es ist wichtig zu beachten, dass natürliche Gewässer wie der Neusiedler See komplexe Ökosysteme sind, die von vielen Faktoren beeinflusst werden, einschließlich des Salzgehalts, der Wasserqualität, der Tier- und Pflanzenwelt, des Klimas und anderer Umweltbedingungen. Eingriffe in diese natürlichen Prozesse können unvorhersehbare Folgen haben und sollten daher mit Vorsicht behandelt werden.
Das gezielte Hinzufügen von Salz in den Neusiedler See, um einen niedrigen Salzgehalt auszugleichen, könnte potenzielle Auswirkungen haben, darunter:
Veränderung der Wasserqualität: Das Hinzufügen von Salz kann die Wasserqualität des Sees verändern, z.B. den Salzgehalt, den pH-Wert und andere chemische Parameter. Dies könnte Auswirkungen auf die Wasserökologie haben, einschließlich der Tier- und Pflanzenwelt im See.
Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen: Organismen im Neusiedler See sind an die speziellen Bedingungen des Sees angepasst, einschließlich des Salzgehalts. Eine plötzliche Veränderung des Salzgehalts könnte zu Veränderungen in der Zusammensetzung und dem Verhalten von Tieren und Pflanzen führen und sogar zu negativen Auswirkungen auf bestimmte Arten oder Lebensgemeinschaften führen.
Rechtliche und ökonomische Aspekte: Das gezielte Hinzufügen von Salz in den Neusiedler See könnte auch rechtliche und ökonomische Aspekte haben, wie Genehmigungen, Kosten für den Salztransport und die Umsetzung, sowie die möglichen Auswirkungen auf wirtschaftliche Aktivitäten, die vom See abhängig sind, wie Tourismus, Fischerei und Landwirtschaft.
Es ist daher wichtig, dass jegliche Maßnahmen zur Modifikation des Salzgehalts im Neusiedler See gut geplant, wissenschaftlich fundiert und mit umfassenden Umweltverträglichkeitsprüfungen durchgeführt werden, um potenzielle Risiken und Auswirkungen auf das Ökosystem und die menschliche Nutzung sorgfältig zu bewerten. Solche Entscheidungen sollten in enger Zusammenarbeit mit Experten, Umweltbehörden und Interessengruppen getroffen werden, um sicherzustellen, dass alle Aspekte sorgfältig berücksichtigt werden und nachhaltige Lösungen gefunden werden.
Schlusswort
Wie in diesem Beitrag die Komplexität des Neusiedler Sees und seinem Ökosystem beleuchtet wird, geht es beim Wasserstand des Neusiedler Sees nicht nur rein darum, wie trocken und heiß es auf unserem Planeten ist, sondern wie resilient das regionale ökologische Gleichgewicht aufgestellt ist, um mit Dürreperioden selbst umgehen zu können. Und JA, der Mensch trägt definitiv dazu bei, auch ganz ohne CO2.