Nicht nur in Österreich und Deutschland macht man sich mittlerweile Vielerorts Sorgen um die Wasserreserven, auch die Schweiz scheint offenbar nicht unwesentlich im Sommer 2022 davon betroffen zu sein, wie ein Artikel der NZZ – Neue Zürcher Zeitung über die Wasserknappheit in der Schweiz am 18. Juli 2022 berichtet. Lokale Wasserknappheit ist in der Schweiz längst Realität. Beispielsweise die Behörden der Freiburger Gemeinde Gibloux haben im Juni 2022 alle Einwohner dazu aufgerufen, sparsam mit dem Wasser umzugehen. Doch dies ist nur ein Tropfen auf den sprichwörtlich heißen Stein. Nun werden die Stimmen immer lauter und auch SRF Wissen hat im Oktober 2022 eine brisante Dokumentation über die Wasserknappheit in der Schweiz veröffentlicht. Aber auch schon Ende November 2020 hat der Schweizer Rundfunk über die Wasserknappheit in der Schweizer Alpenregion berichtet. Es ist kein neues Thema, wird nun aber zunehmend brisanter.
SFR Wissen - Einstein: Dokumentation über die Wasserknappheit in der Schweiz
In den vergangenen Jahrzehnten hat nicht nur Österreich sein Wasser genutzt, als sei es eine unendliche Ressource. Auch die Schweiz hat nach diesem Kredo gelebt. Doch damit scheint es in Europa generell auch in den wasserreichsten Nationen bald vorbei zu sein. Wie in allen anderen europäischen Ländern auch, erlebt die Schweiz 2022 ein Extremjahr mit Hitze und Dürre. Seen trocknen aus, Fische sterben, Schiffe stehen auf der Rheinstrasse und Wasserkraftwerken droht ein Engpass. Doch nicht nur die Sommerzeit ist das Problem, denn im Winter 2021 / 2022 hat es viel zu wenig geschneit. Das Schmelzwasser konnte im Frühjahr und Sommer 2022 die Wasserreserven in der Schweiz nicht gänzlich füllen. Es sind Folgen des Klimawandels, die auch nicht spurlos am sonst so wasserreichen Wasserschloss Schweiz vorbei gehen.
Abwanderung aus den Schweizer Bergen Aufgrund bestehenden Wassermangel
Die langanhaltende Trockenheit im Jahr 2022 hat besonders zu Wasserengpässen in Alpen-Betrieben geführt. Teilweise wurde sogar die Abwanderung vorgezogen oder von Notschlachtung des Weideviehs, für welches kein Trinkwasser lokal vorhanden ist, gesprochen.
Hoffnung durch nachhaltige Projekte
In der Schweiz gibt es ein Forschungswohnhaus Namens NEST. Dort wird das Abwasser aus Toilette, Bad und Küche direkt im Haus recycelt und gleich wieder als Nutzwasser in den hausinternen Kreislauf eingespeißt. Dadurch könnte ein Haushalt Wasser wieder verwenden, das eigentlich zum Klärwerk geflossen wäre. Dieses Wasser hat keine Trinkwasserqualität, kann aber für die Toilette oder zum Blumengiessen verwendet werden.
In der schweizer Landwirtschaft wird an der vollautomatisierten Tropfbewässerung geforscht. Wenn das Wasser knapp wird, sollte damit Verschwendung vorgebeugt werden. Mit Bodensonden will Agroscope Forscher Philippe Monney die Obstplantagen für die Zukunft bereit machen.
In der Schweiz gibt es grundsätzlich genügend Grundwasser, denn Schnee und Regen füllen es immer wieder auf. Ist zu wenig Grundwasser da, kann auch zur Anreicherung Flusswasser genommen werden, wie in Aesch von der Birs. Oliver Schilling und Annette Affolter forschen am Grundwasser und erklären das System der Grundwasser-Anreicherung. Der Stausee Tseuzier soll durch ein neuartiges Projekt nicht nur für Wasserkraft, sondern in Trockenzeiten als Wasserressource für das Tal genutzt werden soll. Es könnte eine Art «Leuchtturmprojekt» sein für ein zukünftiges Schweizer Wassermanagement.
Im Vergleich zu Deutschland und Österreich scheint die Schweiz lösungsorientierte Ansätze in den Fokus zu rücken und nachhaltige Maßnahmen und Projekte voranzutreiben, die den aktuellen Entwicklungen entgegenwirken. Diese Ansätze scheinen, bislang in Österreich zumindest, zu fehlen.